Bienenwachs ist chemisch gesehen ein Gemisch aus Ester hochmolekularer Säuren mit hochmolekularen Alkoholen, freien Säuren und Kohlenwasserstoffen.
Durch Erwärmen verändert Bienenwachs seine Eigenschaften: Bei 30-35°C wird es plastisch verarbeitbar (daher kann man auch nur Kaltschleudern, weil ansonsten durch die hohen Fliehkräfte das Wachs mit fliegen gehen würde), bei 46-48°C verliert es seine feste Struktur und bei 61-65°C schmilzt es.
Bei Untersuchungen, die von beeidigten Sachverständigen, bzw. chemischen Untersuchungsanstalten durchgeführt werden sollen, rechnet man im Mittel mit folgenden Daten, bzw. chemischen Kennzahlen:
Spez. Gewicht 0,927-0,975
Erstarrungszahl EP 62-64°C
Säurezahl SZ 16-24
Esterzahl EZ 73-76
Verseifungszahl VZ 80-100
Verhältniszahl VHZ 3,0-4,3
Kohlenwasserstoffgehalt 14-22%
(Quelle: Fachbuch für den Wachszieher)
Der Kohlenwasserstoffanteil schwankt wie angegeben zwischen 14- 22 Prozent. Er ist abhängig von der Bienenrasse und der geographischen Herkunft. Beispielsweise hat Afrikanisches Bienenwachs oft einen Kohlenwasserstoffgehalt von ca. 12 Prozent, riecht aber leider sehr stark nach Rauch, was als Beruhigungsmittel für die Bienen eingesetzt wurde.
Der relativ hohe Preis für Bienenwachs, im Vergleich zu Paraffin oder Stearin, verführt dazu, das Bienenwachs mit anderen preiswerteren Stoffen zu verschneiden. Werden die oben angeführten Werte überschritten, kann dies ein Hinweis auf Verfälschung sein.
Mittels einiger einfacher Proben kann man sich einen groben Überblick verschaffen. Bei der Knetprobe versucht man das Wachs in der warmen Hand zu verkneten. Unverfälschtes Bienenwachs wird bald plastisch, nimmt den typischen, matten Wachsglanz an und ist schwach klebrig, ohne an den Fingern haften zu bleiben.
Will man ganz sicher sein, ist eine chemisch/physikalische Analyse erforderlich.
Die Farbe von Bienenwachs schwankt von braun bis rot/gelb und von grün/gelb bis hellgelb. Typisch ist sein angenehmer, honigartiger Geruch, besonders im erwärmten Zustand.
Bis heute ist es nicht gelungen, Bienenwachs künstlich herzustellen.
In Deutschland gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte für Bienenwachs. Es gibt verschiedene Verbände und Organisationen, wie Bioland oder Demeter, die für Ihre Mitglieder Grenzwerte vorschreiben. Diese sind aber nicht gesetzlich verankert und nur für die jeweiligen Mitglieder bindend.
Es kommt immer wieder vor, dass Imker Begriffe und Sachverhalte nicht richtig kennen bzw. wiedergeben.
Es wird nach Mittelwänden aus Biowachs gefragt. Rein vom begrifflichen her, kann es gar kein Biowachs geben. Das Wort Bio ist abgeleitet vom griechischen Wort Bios, was so viel bedeutet, wie Leben. Wachs ist aber eine tote Materie.
Es gibt wohl Bienenwachs aus Bioland-Betrieben. Man geht davon aus, dass keine Belastungen in Form von Rückständen im Wachs vorhanden sind. Wenn der Bioland-Imker richtliniengemäß gearbeitet hat, sind keine Rückstände, bis auf die, welche von den Bienen von außen mitgebracht wurden, zu erwarten.
Auch wird häufig afrikanisches Wachs als Bio-Wachs angeboten. Afrikanisches Wachs hat in der Regel keine Rückstände von Varroabehandlungsmitteln, weil es dort nicht eingesetzt wird. Da der Wachspreis in Afrika höher ist als der Honigpreis werden Wildschwärme mit allen möglichen Rauchmaterialien (z.B. auch alte Autoreifen) verscheucht, um an das Wachs zu kommen. Die Rückstände dieser Rauchmittel können sicherlich nicht immer analysiert werden.
Man sollte nicht glauben, dass es rückstandsfrei ist, weil durchaus Stoffe vorhanden sein können, welche die Biene auch von außen mitbringt, die in Deutschland verboten sind. Typisch für afrikanisches Wachs ist, dass es zum Teil einen starken Rauchgeruch hat. Man sollte sich fragen, ob der Bio-Gedanke unterwegs nicht verloren geht, wenn das Wachs um die halbe Welt transportiert wird.
Beim zertifizierten Wachs assoziieren viele eine besondere Wachsqualität, ein Wachs ohne Rückstandsproblematik.
Tatsächlich ist es so, dass sich ein Untersuchungslabor nach ISO zertifizieren lassen kann. Für eine durchgeführte Untersuchung wird dann eine zertifizierte Bescheinigung ausgestellt, unabhängig vom Analyseergebnis.
Wenn man nach zertifiziertem Wachs fragt, sollte man sich darüber im Klaren sein, was man möchte, bzw. wo nach man suchen soll. In der Regel wird auf gängige, bekannte Varroabehandlungsmittel untersucht. Man kann aber nur die Rückstände finden, nach denen man sucht. Alle Untersuchungsparameter abzudecken ist nicht möglich. Es ist auch nicht möglich, nach den Stoffen zu suchen, welche die Biene von außen mitgebracht hat, wenn sie Kontakt mit einer Blüte hatte, die mit Spritzmittel kontaminiert ist. Erst recht nicht, wenn mit einem sogenannten Cocktail behandelt wurde.
Man muss sich aber darüber bewusst sein, dass die meisten Stoffe, die Rückstände verursachen, durch den Imker eingebracht werden. In erster Linie sind hier die Varroabehandlungsmittel zu nennen.
Es ist auch möglich, Rückstände vom Wachs in den Honig zu bekommen, wenn Imker Brutwaben in den Honigraum umhängen, um so die Bienen in den Honigraum zu locken. Denn es gibt Bienen, die ungerne von alleine über ein Absperrgitter in den leeren Honigraum gehen. Damit sie aber den Honigraum besiedeln, wird diese Methode gewählt. Wird diese Brutwabe nun zur Honigwabe, können beim Entdeckeln kleinste, belastete Wachsstücke in den Honig gelangen und so Rückstände im Honig verursachen. Deshalb ist es meines Erachtens, eine strikte Trennung von Brutraumwaben und Honigraumwaben einzuhalten. Brutwaben können nicht zu Honigwaben werden, wohl aber Honigwaben zu Brutwaben.
Noch ein Gedanke zu den Rückständen.
Alle chemischen Stoffe haben eine Affinität. Das bedeutet, sie gehen eine fettlösliche (Wachs) oder in eine wasserlösliche (Honig) Verbindung ein. Wenn wir beim Bienenwachs von Rückständen sprechen, bewegen wir uns in einer Größenordnung von ppm (Parts per Million, Einheit pro Millionen). Dies bedeutet, wenn man einen Rückstand von zum Beispiel 10 ppm Coumaphos (Wirkstoff von Perizin) hat, sind in 1000 000 kg Wachs 10 kg Coumaphos enthalten. Zugegebenermaßen hat Coumaphos im Bienenwachs nichts verloren. Es ist nachweisbar, aufgrund der verfeinerten Analysemethoden.
Aufgrund der Affinität der chemischen Stoffe können nur Abkömmlinge der Rückstände in die wässrige Lösung ( Honig ) gelangen, sogenannte Derivate (Abkömmlinge). Bei diesen Rückständen sind wir dann bei einer Größenordnung von Milliardsten Teilen (0,000 000 001). Wenn man das problematisch sieht, darf man keinen Apfel mehr essen, denn der wird bis zu 26-mal gespritzt.
Wachskauf ist letztendlich genauso wie Honig Vertrauenssache und Qualität hat ihren Preis.